Als ich nach der Wende in den Westen ging,
begegnete ich einer Kategorie Mensch, die es in der DDR in dieser Form
nicht gab. Es handelt sich dabei um die Kategorie der "Gutmenschen". Zu
dieser Kategorie zähle ich u.a. fast alle meine Kollegen. Das gemeinsame
Merkmal aller männlichen Gutmenschen, die ich kenne, ist, dass sie
keinen Wehrdienst geleistet haben. Meine Hypothese ist daher, dass die
allgemein verbindliche Lebensschule des Wehrdienstes in der DDR die
charakterliche Bildung von Gutmenschen verhindert hat. Die fehlende
Erfahrung, dass Menschen unter anderen Rahmenbedingungen zum Tier werden
können und böse Charaktere dort ihr böses inneres Wesen ausleben
können, führt zu einem naiven, unrealistischen Menschenbild und zur
naiv-gefährlichen weltanschaulichen Sicht der Gutmenschen in all ihren
Facetten.
Plancius