Freitag, 14. Oktober 2011

Geldbeseitiger und Geldreformer

Geldbeseitiger und Geldreformer



Ich finde den Hörmann lustig, er hat ja immerhin Humor ("bei geistigen Leistungen führt höchste Bezahlung fast immer zu den schlechtesten Ergebnissen"). Aber er macht auf mich halt den Eindruck, daß er BWLer ist, der nicht nur (bisher) von Geldtheorie wenig Ahnung hat, sondern dem v.a. die kulturvergleichende und historische Perspektive völlig fehlt.

Er hat halt die üblichen populären "Fabian-" Filmchen, "Zeitgeist" usw. gesehen (Links dazu stehen in seinem Link-Archiv ganz oben) und bisher noch nicht viel weitergedacht, denke ich. Ich denke nicht, daß er ein böswilliger Ideologe ist, sondern eher ein naiver Utopist, der halt bei der Geldtheorie sozusagen noch "Anfänger" ist.

Ist aber ja schön, daß sich jetzt auch mal ein paar mehr Professoren zu dem Thema Gedanken machen und anfangen, Fragen zu stellen. Nur den Zusammenhang von knappgehaltenem Geld, Bankrottrisiko und innovativen, qualitativ hochwertigen Produkten verstehen die wenigsten Geldreformer, die Geld zugunsten einer bedarfsorientierten Wirtschaft einfach beseitigen wollen, genausowenig wie Marx weil sie das einfach als selbstverständlich voraussetzen. Wie Marx eben, der allein die Arbeitsteilung dafür verantwortlich machte, aber gar nicht erklärt hat, was der den Anstoß zur ihrer "Ausdifferenzierung" gibt (das machen innovative Entrepreneure, die im Sozialismus auch da waren, aber ihre Ideen eben nicht umsetzen konnten).

Gerade da aber liefert die Analyse der realsozialistischen Mangelwirtschaft und von deren Produkten einen guten Vergleich, den jede Analyse eigentlich berücksichtigen müßte, um nicht wieder ins selbe Fettnäpfchen zu treten wie der reale Sozialismus.

Da haben m.E. wieder Heinsohn/Steiger schon Ende der 70er/Anfang der 80er viel weiter gedacht, zuerst mit den Texten "Geld, Produktivität und Unsicherheit in Kapitalismus und Sozialismus" und "Technical Progress and Monetary Production: An Explanation", die ich wie gesagt gern dem Forum für die Sammlung zur Verfügung stelle, falls da Interesse besteht.

Ist halt einer der Kernpunkte, den viele "Geldreformer", die das Geld ganz beseitigen wollen, fast durchweg übersehen. Kornai ist einer der wenigen, die das ganz klar sehen, verstehen und beschreiben.

"Assume for a moment that the vision of Marx, Lenin and Trotsky had been materialized, the world-revolution was victorious all over the globe, without a spot of capitalism left. In such a case, we would never get the computer and the transistor radio, the refrigerator and the supermarket, the internet and the escalator, CD and DVD, digital photography, the mobile phone and all the other revolutionary technical changes. Our way of life, at least with respect to the use of various devices and equipment, would more or less stagnate at the standard taken over from the last spots of capitalism before its final defeat.

We arrive here at fundamental issues of understanding and explaining the longlasting trends of human history." (J. Kornai: Innovation and Dynamism).

Ich glaube, Kornai war einer derer, die (neben Marx, Keynes und Riese) Heinsohn und Steiger bei ihrer Eigentumstheorie entscheidende Schritte vorangebracht haben (sie beziehen sich ab ca. 1980 auf ihn).

Dann gibt es die Geldreformer, die Vertragsfreiheit und Markt erhalten wollen, aber das "schlimme Schuldgeld" durch ein "gerechtes Tauschgeld", "Staatsgeld" oder "Schwundgeld" ersetzen wollen, um alle Vorteile der Marktwirtschaft (also Innovativität etc.) zu erhalten, ihre Nachteile aber zu beseitigen, dabei aber nicht sehen, daß gesicherte Nominalforderungen ganz im Interesse der Marktteilnehmer liegen und die staatliche Intervention über Schulden auf den Finanzmärkten die praktikabelste, marktkonformste Lösung für die (nötige, unverzichbare) antizyklische Regulation dieser Geldwirtschaft ist.

So sehe ich das jedenfalls. Daß das ganze auf (aus rein logischer Perpektive nur simuliertem) Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit der Staaten basiert, das vermutlich irgendwann zusammenbricht, was dann Staatsbankrott und Währungsreform nach sich zieht, scheint mir auch klar, aber das ist m.E. nicht die große Katastrophe, die die meisten für diesen Fall an die Wand malen.

Ob das nun in Form eines offziellen Staatsbankrotts passiert, in Form der Einführung von "Vollgeld", offenem staatlichen Gelddrucken (halte ich für wenig wahrscheinlich) ist eigentlich wurscht. Die Frage ist halt, kommt danach wieder Geldwirtschaft (freier Markt) oder Sozialismus.

Wir werden sehen.

Daß dieser Zeitpunkt näherrückt, sieht man daran, daß das Thema Geld, Schulden und Staatsschulden von immer mehr Leuten diskutiert wird. Nach der nächsten Währungsreform dürften diese Diskussionen erstmal wieder einschlafen und ganz andere Dinge in den Vordergrund rücken, denke ich.

Die längerfristigen Probleme, aufgrund derer sich das System selbst die Grundlagen entzieht, sehe ich halt eher auf anderem Gebiet, aber auch das kann man wiederum als längerfristig sinnvolle Selbstregulation sehen.

Ansonsten stelle ich immer wieder fest, daß es halt Schwierigkeiten macht, zu verstehen, daß z.B. Freiheit nur auf der Basis von Unfreiheit/Zwang gedeiht, Überfluss nur auf der Basis von Knappheit, usw. weil beide als totale Gegensätze erscheinen. Hab ich auch lange nicht kapiert, aber mittlerweile denke ich, daß das ne fundamentale dialektische Einsicht ist für mich, die es auch ermöglicht, nicht "hie gut und da schlecht" sehen zu müssen (wie dottore: "privat=gut, staatlich=schlecht", Geldreformer: "Geld=schlecht, Bedürfnisse=gut etc.), sondern jeweils im Gegensatz den Zusammenhang zu sehen. Das ist belämmernd und belustigend zugleich - jedenfalls ermöglicht es ein Stück Gelassenheit (ohne daß es dabei irgendwelche Zumutungen der Geldwirtschaft oder irgendeiner anderen Gesellschaftsform aufheben würde).

Gruß
moneymind

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Любо братцы , любо ...

Любо братцы , любо ...


ein berühmter Anarchist der Ukraine, hat für seine Überzeugungen im russischen Bürgerkrieg gegen die Weissen und Roten gekämpft und verloren.

Ein berühmter Spruch: - "Anarchie ist die Mutter der Ordnung."

Das Lied hier soll er persönlich komponiert haben.

http://www.youtube.com/watch?v=TfWYsM1vzOo

Любо братцы , любо ... 

 

 

ewige Wiederkehr

Du glaubst ja, dieser Gedanke stamme von Nietzsche (von dem Du Dir auch deinen Nick holst, ohne vom tatsächlichen historischen Zarathustra irgendeinen Schimmer zu haben). Nietzsche glaubte, er stamme aus der Stoa:

"Nemesius von Emesa (4. Jahrhundert n. Chr.) berichtet in seinem Werk Über die Natur des Menschen (Kapitel 38), dass Stoiker diese Ansicht vertraten und sie mit einem astrologischen Fatalismus verbanden: Sie meinten, dass nach einer bestimmten Zeit („Großes Jahr“) alle Planeten wieder ihre Ausgangsstellungen am Himmel erreichen und dann ebenso wie die Kreisläufe der Gestirne auch die menschlichen Schicksale wieder von vorn beginnen müssen: Es wird dann wieder einen Sokrates und einen Platon geben. Nietzsche wies in Ecce homo auf diese „Spuren davon“ in der Stoa hin und bezeichnete Heraklit als möglichen Urheber der stoischen Lehre." (wikipedia).

"Die Vorstellung vom Großen Jahr ist eng mit Spekulationen über zu diesen Zeitpunkten stattfindende Katastrophen in Form von Sintfluten (Kataklysmos) bzw. Weltbränden (Ekpyrosis) verknüpft. Nach diesen Katastrophen folgt ein schöpferischer Neubeginn, die Palingenesis." (wikipedia: Großes Jahr)

Hätte Nietzsche bissle über den Tellerrand seiner eigenen (europäischen) Kultur hinausgeblickt, wäre ihm aufgefallen, was Mircea Eliade in seinem umfassenden Vergleich archaischer mythologischer Überlieferungen aus allen Kontinenten festgestellt hat: daß nämlich dieser Gedanke ein weltweit verbreiteter mythologisch-religiöser Kerngedanke ist ("Kosmos und Geschichte - Der Mythos der ewigen Wiederkehr" - ein Klassiker der Religionsgeschichte).

Die archaischen Kulturen kehren Ursprungszustand übrigens mit jedem Ritual (Fest) zum Ursprungszustand (Eliade: "illo tempore", Zeit der Schöpfung) zurück. Du ja vielleicht auch (rituelles posten)?

Gruß
moneymind


Du glaubst ja, dieser Gedanke stamme von Nietzsche (von dem Du Dir auch deinen Nick holst, ohne vom tatsächlichen historischen Zarathustra irgendeinen Schimmer zu haben). Nietzsche glaubte, er stamme aus der Stoa:

"Nemesius von Emesa (4. Jahrhundert n. Chr.) berichtet in seinem Werk Über die Natur des Menschen (Kapitel 38), dass Stoiker diese Ansicht vertraten und sie mit einem astrologischen Fatalismus verbanden: Sie meinten, dass nach einer bestimmten Zeit („Großes Jahr“) alle Planeten wieder ihre Ausgangsstellungen am Himmel erreichen und dann ebenso wie die Kreisläufe der Gestirne auch die menschlichen Schicksale wieder von vorn beginnen müssen: Es wird dann wieder einen Sokrates und einen Platon geben. Nietzsche wies in Ecce homo auf diese „Spuren davon“ in der Stoa hin und bezeichnete Heraklit als möglichen Urheber der stoischen Lehre." (wikipedia).


"Die Vorstellung vom Großen Jahr ist eng mit Spekulationen über zu diesen Zeitpunkten stattfindende Katastrophen in Form von Sintfluten (Kataklysmos) bzw. Weltbränden (Ekpyrosis) verknüpft. Nach diesen Katastrophen folgt ein schöpferischer Neubeginn, die Palingenesis." (wikipedia: Großes Jahr)


Hätte Nietzsche bissle über den Tellerrand seiner eigenen (europäischen) Kultur hinausgeblickt, wäre ihm aufgefallen, was Mircea Eliade in seinem umfassenden Vergleich archaischer mythologischer Überlieferungen aus allen Kontinenten festgestellt hat: daß nämlich dieser Gedanke ein weltweit verbreiteter mythologisch-religiöser Kerngedanke ist ("
Kosmos und Geschichte - Der Mythos der ewigen Wiederkehr" - ein Klassiker der Religionsgeschichte).

Die archaischen Kulturen kehren Ursprungszustand übrigens mit jedem Ritual (Fest) zum Ursprungszustand (Eliade: "illo tempore", Zeit der Schöpfung) zurück. Du ja vielleicht auch (rituelles posten)?


Gruß

moneymind